Die zehn wichtigsten Wörter meines Lebens

Vor einigen Wochen bat mich jemand, die zehn wichtigsten Wörter meines Lebens aufzuschreiben. Ich fand diese Idee sehr spannend, aber nicht ganz einfach. Wie sich nun diesem Thema nähern? Einfach spontan und intuitiv? Einfach das formulieren, die Wörter finden, die mir jetzt und sofort in den Sinn kämen ohne lange darüber nachzugrübeln? Nein, das schien mir zu einfach und auch nicht ehrlich. So beschloss ich, mir ein paar Tage Zeit zu nehmen, zu spüren, was nach außen möchte, zu spüren, welche Worte wirklich wichtig sind, WELCHE Wichtigkeit diese Worte haben und vor allem WARUM sie für mich wichtig sind, für mein Leben wichtig sind.

Die zehn wichtigsten Wörter meines Lebens sind also: die Anmut, die Schönheit, die Bewegung, die Veränderung, der Mut, die Kreativität, die Weiblichkeit, die Traurigkeit, das Vertrauen, die Berührung.

Jetzt möchte ich euch gerne über diese zehn Wörter eine kleine Geschichte erzählen:
ANMUT ist mein absolutes Lieblingswort. Vor vielen Jahren sah ich eine Tanz-Performance der Martha Graham Company und das einzige Wort, welches mir in den Sinn kam, war jenes wunderbare, zauberhafte, weiche Wort, das die Tänzer und Tänzerinnen auf der Bühne am besten beschrieb: ANMUT. Friedrich Schiller schrieb über die Anmut: "Anmut ist eine bewegliche Schönheit." Genau das. Anmut hat nichts Grobes, nichts Plumpes, nichts Hartes, es ist Lieblichkeit, Zartheit, Zauber, Ausstrahlung, Eleganz und Schönheit. Dieses Wort umschmiegt einen und es zaubert ein Lächeln auf meine Lippen. Sich mit Anmut zu bewegen, das schaffen nur ganz wenige Menschen und wenn man ihr, der Anmut, begegnet, darf man sich glücklich schätzen. Man darf dieses Wort aber auch nicht überstrapazieren, denn sonst würde man es entwerten. Es kommt von alleine, wie Feenstaub, plötzlich ist es da, das einzige Wort, welches eine bestimmte Situation zu beschreiben vermag. Anmut geht einher mit SCHÖNHEIT, wobei die Schönheit viel subjektiver ist, immer im Sinne des Betrachters liegt. Die Anmut hingegen steht über den Dingen.
Die BEWEGUNG hat mich schon mein ganzes Leben lang begleitet. Mich zu bewegen, andere Menschen zu bewegen ist auch zu meinem Beruf geworden. Es ist nicht nur ein Beruf, kein bloßer Broterwerb, es ist Berufung, eine große Liebe. Ich schätze mich sehr glücklich, dies tun zu dürfen.  Der Mensch braucht Bewegung, in welcher Form auch immer. Wir können dieses Wort in Bezug zum Bewegungsapparat stellen, in Bezug zu unserem Körper, der die Bewegung braucht, aber auch in Bezug zur VERÄNDERUNG, die jede Bewegung mit sich bringt. Bewegung ist Veränderung. Veränderung soll man, darf man, muss man zulassen. Veränderung ist Leben. Wir können nur leben, wenn wir wachsen, und zu wachsen heißt, sich zu verändern. Wir verändern uns, in dem wir lernen und Dinge einfach ausprobieren, vielleicht auch das scheinbar Unmögliche wagen.
Für KREATIVITÄT sollten wir alle Platz in unserem Leben schaffen, egal wofür wir uns entscheiden. Was wir sicherlich dazu brauchen, ist MUT. Mutig zu sein, etwas zu wagen, ohne zu wissen, wie es ausgehen wird. Denn zum Glück wissen wir das vorher nie. Interessant ist, und das fällt mir gerade beim Schreiben dieser Zeilen auf, dass sich in meinem Lieblingswort Anmut auch das Wort MUT versteckt. Ach wie schön! Besonders möchte ich euch Frauen Mut machen, etwas zu wagen, aufrecht der Welt entgegen zu gehen (hat in diesem Zusammenhang irgend jemand eine Assoziation zu meinen Kursen?) und euch den Raum zu nehmen, den ihr braucht. Hier passt ganz gut mein nächstes Wort ... die WEIBLICHKEIT. Ein Buch, von dem Gloria Steinem sagt und ich schließe mich dem an „Ob Frau oder Mann – jeder sollte dieses Buch lesen.“ Der Titel lautet: „Frau“ von Natalie Angier.
TRAURIGKEIT kennen wir alle, nicht wahr? Ich kann euch erzählen, wie mich manches Mal einfach die Traurigkeit überfällt, manches Mal wie aus dem Nichts über mich kommt und sich an mich heftet, an mir klebt wie eine Klette. Ich habe gelernt, das zu akzeptieren, das zu spüren und wahr zu nehmen, besagte Traurigkeit auch willkommen zu heißen. Nach einer Zeit verabschiedet sie sich auch wieder. Sie will einfach ab und zu an meiner Seite sein, ein paar Schritte mit mir gehen, je nachdem wie ihr zumute ist, einen langen oder kurzen Weg. Ich lasse das zu, lasse die Traurigkeit dies tun. Es macht wirklich keinen Sinn dieses Gefühl zu bekämpfen, denn dann wird die Traurigkeit auch noch bockig und rebelliert. Ich glaube, es geht darum, dieses Gefühl wahrzunehmen, eher als es zu bekämpfen. Ich vertraue darauf, dass nach der Traurigkeit auch immer wieder die Fröhlichkeit an meiner Seite ist. Ich gehe jeden Abend mit diesem ganz bestimmten VERTRAUEN ins Bett, dass alles was in meinem Leben passiert zu meinem Wachstum, zu meiner Entwicklung beiträgt. Auch wenn das oftmals überhaupt nicht erkennbar ist, nicht offensichtlich erscheint, denn wozu sollten Enttäuschungen, Rückschläge, schwierige Situationen gut sein? Zum Glück sind sie, wie übrigens auch die glücklichen Zeiten, vergänglich. Es gibt immer eine Zeit davor und danach. Es gibt keinen Lebenslauf ohne Hindernisse, ohne Stolpersteine. Das gehört dazu. Diese Erkenntnis berührt mich zutiefst. Was gibt es Schöneres, als eine BERÜHRUNG? Egal ob jemand meine Seele berührt, mein Herz berührt, meinen Körper berührt. Was wäre ein Leben ohne Berührungen?

Eure Christina

P.S. Was sind die zehn wichtigsten Wörter deines Lebens?

Text & Bild Christina Kohlberger / 07.06.2017